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(de) Germany, LIKOS: Feministischer Streik 2024 - Redebeitrag (ca, en, it, pt, tr)[maschinelle Übersetzung]
Date
Fri, 22 Mar 2024 09:37:25 +0200
Liebe Genossinnen, liebe Passantinnen! Zum heutigen Feministischen
Kampftag schließen sich vielerorts Frauen* und andere über ihr
Geschlecht unterdrückte Menschenzusammen, um zu streiken. ---- Zunächst
ein Hinweis: Wir sind uns darüber bewusst, dass das Patriarchat in all
seiner Brutalität auch und gerade jene trifft, die sich nicht in der
Binärität Mann-Frau wiederfinden oder sich lediglich nicht mit dem
Begriff "Frau" identifizieren, und entweder dennoch als solche gelesen
werden oder aber ehemals gelesen wurden und somit die Brutalität, die
mit dieser Lesart verbunden ist, darüber erfuhren oder erfahren. Die
Realitäten und Selbstbilder jener, die patriarchale Gewalt erfahren,
unterscheiden sich massiv voneinander. Wenn im Folgenden also von
"Frauen" die Rede ist, passiert das explizit mit dieser Anmerkung im
Kopf und in dem Versuch feministische internationale Kämpfe dennoch zu
verbinden über eine gesellschaftliche und politische Kategorie, über die
man als betroffene Person leider oft ähnlich wenig Handlungsmacht hat
wie über die Gewalt, die mit ihr verbunden ist.
Was soll also nun bestreikt werden? Die groteske alltägliche Misere
patriarchaler Verhältnisse. Die über Geschlecht vermittelte
Überausbeutung von insbesondere Frauen*. Und die Kapazität dieser
kaputten Gesellschaft, sich mit all diesen Quellen von Leid in die
Zukunft zu reproduzieren.
Während einige bereits an dieser Stelle etwas von "habt euch nicht so.
Heute stehen wir doch ganz woanders. Mit jeder Generation wird's
besser!" rufen würden, hier ein trauriges aktuelles Beispiel, warum der
Rant noch immer bitter nötig ist: Vor einigen Wochen wurde eine
öffentliche Diskussion über ein mögliches weltweites politisches
Auseinanderdriften junger Männer und Frauen geführt. Frauen unter 30
positionieren sich laut Alice Evans, auf deren Arbeit sich die
Berichterstattung stützte, zunehmend feministisch-links, Männer unter
30 zunehmend antifeministisch-rechts. Die Krönung? In Kommentarspalten
wurden Frauen* zu Kompromissen aufgerufen. Ein beträchtlicher Anteil von
Typen im Dating-Pool ist nicht willens, deine körperliche
Selbstbestimmung zu respektieren? Er streckt sein Kinn vor und faselt
von Kinder-Küche-Kirche wenn er zur "Rolle" von Frauen* befragt wird?
Queere Existenz bereitet ihm Bauchschmerzen? Schade, schade. Sehr
bedauerlich. Aber alles kein Grund, ihn nicht zu daten. Wie sonst könnte
unsere Gesellschaft fortbestehen?, schluchzte auch ein Teil der
bürgerlichen Presse.
Und so schnell wird reaktionäre Ideologie normalisiert, die gerade on-
und offline auf dem Vormarsch ist und eine Lebensgefahr für Menschen
aller marginalisierten Geschlechter darstellt. Nicht verwunderlich.
Gerade Antifeminismus ist häufig ein Einstieg in rechtes Ge-
dankengut. Und so schüren Akteur*innen wie die AfD viel zu erfolgreich
und ungestört Angst vor geschlechtlicher Abweichung im Rahmen eines
"sexuellen Nationalismus" und verbinden "Geschlecht" rhetorisch mit
allen Arten von imaginären Unterwanderungen des "nationalen
Körpers". Als letzte gemeinhin anerkannte Differenz wird Geschlecht in
dieser Politik zu einem Einfallstor für die von ihnen gewünschte
Re-Hierarchisierung der Gesellschaft.
Und ja, wie könnte unsere Gesellschaft fortbestehen, wenn das
erfolgreich bekämpft würde? Sie wurzelt schließlich in diesem Sumpf.
Wenn die massive gesellschaftliche Mehrheit von Nicht-Hetero-Cis Männern
(Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans
und agender Personen, queere Personen, sowie alle Kinder) in Erfahrungen
alltäglicher patriarchaler Gewalt erstickt, die sich in Femiziden,
queerfeindlicher Gewalt und international in dem Horror systematischer
sexualisierter Gewalt als Waffe in Angriffskriegen
und Terroranschlägen zuspitzt - dann ist das aus Sicht von Kapital,
Staat und Patriarchat kein bedauerlicher Unfall. Nicht einmal ein
Schaden - sondern Voraussetzung für das Erblühen der herrschenden Klasse
und fortgesetzter Akkumulation.
Feministischer Kampf hat in diesem Sumpf an vielen Stellen Raum zum
atmen geschaffen, aber abschließend überwunden ist noch nichts. Auch
hier in der Bundesrepublik ist noch immer manches in Gesetzgebung
gegossen. So gilt hier beispielsweise das
Subsidiaritätsprinzip, demzufolge zunächst private oder verbandlich
organisierte Sorgearbeiter*innen Sorgearbeit übernehmen, solange sie die
Aufgaben bewältigen können. Staatliche Hilfe soll erst greifen, wenn
diese Aufgaben nicht mehr im privaten Rahmen
bewältigt werden können. Das heißt, dass der Staat die Zuständigkeit für
Sorgearbeit jederzeit von der öffentlichen in die private Sphäre
verschieben kann, wenn er sich entsprechende Sparmaßnahmen auferlegt.
Und besonders eine bestimmte Gruppe wird sich
unter dem noch immer herrschenden patriarchalen Geschlechterregime
systematisch gezwungen sehen, im privaten Rahmen Sorgearbeit zu
übernehmen: Frauen*.
Das ist kein Zufall, sondern logische Folge und Sichtbar-Werden. Im
Kapitalismus, der herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die
letztlich alles dem Zweck der
Gewinnmaximierung unterwirft, werden schließlich Arbeiter*innen, die
ausgebeutet werden können benötigt, um diesen Gewinn überhaupt erst zu
ermöglichen. Und
die Produktion dieser Arbeiter*innen und ihrer Arbeitskraft ist eine
insbesondere Frauen* aufgebürdete Verpflichtung. Das äußert sich auch
darin, welche Arten von Arbeit als "Frauenarbeit" verstanden werden -
und welche Arbeiten nicht als Arbeit anerkannt werden.
So wird in der Regel Haus- und Sorgearbeit nicht entlohnt - die
ideologisch beschworene ideale Frau macht das Ganze schließlich aus
Liebe zu ihrer Familie!
Und wo diese Tätigkeiten doch entlohnt werden, sind sie unterbezahlt und
werden oft von Menschen ausgeführt, die über Geschlecht und
Rassifizierung unterdrück- und ausbeutbar sind. Das alles lässt sich
nicht mit Forderungen nach besserer Teilhabe und Chancengleichheit am
Markt lösen. Denn Lohnarbeit und die damit verbundene Ausbeutung sind
kein Empowerment. Immer mehr prekäre Jobs für Frauen* bringen keine
Freiheit, auch keine finanzielle. Und ein liberaler Feminismus, der
FLINTA* auf Chefetagen feiert und sich nicht für Belange benachteiligter
Frauen* einsetzt, ist keiner.
Wir wollen nicht Barbie sondern Revolution!
Wir müssen einen Schritt weitergehen, und zwar dahin, wo es dieser
sexistischen Gesellschaft wehtut - in die Arbeitsverweigerung, in den
Streik. Ein erfolgreicher Frauen- oder Feminstischer Streik bedeutet für
das Kapital, für dieses System sexistischer Ausbeutung, einen Angriff
auf zwei Ebenen - Produktion und Reproduktion werden verweigert. Und das
stellt die Fähigkeit dieser Gesellschaft in Frage, ihre patriarchale
Ordnung zu erhalten. Wir rufen deshalb alle FLINTA* auf, mit uns in den
Streik zu treten - ob wir nicht zur Arbeit gehen, uns zu einer
kämpferischen Mittagspause zusammenfinden, oder bei einem Bummelstreik
extra langsam arbeiten, den Abwasch und die Wäsche liegen lassen oder
Straßen blockieren - Möglichkeiten, sich am Streik zu beteiligen gibt es
viele! Hier wird die Möglichkeit aufgezeigt, endlich Produktion genauso
wie Reproduktion bedürfnis- statt
profitorientiert zu organisieren und Geschlecht damit aus patriarchaler
Ordnung zu lösen.
Frauen, FLINTA* voran für ein besseres Leben für alle - zusammen
streiken gegen Patriarchat und Kapital!
https://likos.noblogs.org/2024/03/09/feministischer-streik-2024-redebeitrag/
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