(de) vom CDA: Brief von Guido und Roberta

Freddy Krueger (freddy@mail.nadir.org)
Mon, 27 Oct 1997 09:36:40 +0100


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Guido Mantelli und Roberta Nano, gegen die im September 1997 - im Rahmen der Untersuchung Marini gegen die AnarchistInnen in Italien - ein Haftbefehl erlassen wurde und die sich zur Zeit noch in Freiheit befinden, haben uns folgenden Brief zukommen lassen:

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Oktober 1997

An alle GenossInnen

In Hinblick auf den Prozeß, der Ende Oktober in Rom beginnen wird und in dem wir - gemeinsam mit dutzenden anderen GenossInnen - angeklagt sind, eine "Bewaffnete Bande" namens "O.R.A.I." (oder wie auch immer die ErmittlerInnen sie von Mal zu Mal nennen) gebildet oder an ihr teilgenommen zu haben, scheint es uns angebracht, einige unserer Einschetzungen zu veröffentlichen. Sicherlich ist es weder unsere Absicht noch ein Vergnügen, Zeit damit zu vergeuden, Richtern und Bullen zu erklären was für uns die Anarchie ist, oder was die Motive, Mittel und Ziele unseres antiautoritären Denkens und Handelns sind, und daher haben wir uns - angesichts der Anklagepunkte, wegen denen wir vor Gericht gestellt werden - nichts vorzuwerfen: Die "bewaffnete Bande", von der die Anklageschrift spricht, hat es niemals gegeben. Das ist Fakt; nicht nur aufgrund unserer eventuellen Allergien gegen den Gebrauch bestimmter organisatorischer Mittel oder Versuche, da wir - und wir werden niemals müde werden, es immer wieder zu beteuern - denken, daß es eine natürliche Konsequenz unseres Freiheitswunsches ist, Methoden, Mittel, Beziehungen und Strukturen zu suchen und auszuprobieren, die sich im revolutionären Kampf als wirksam erweisen könnten.

Hierarchische Organisationsformen, vor allem mit einem so blassen Namen wie "O.R.A.I." können nirgends anders Raum finden als in den verschrobenen Gedanken von Machtmenschen. Ausgehend von dieser Einschetzung denken wir daß der Prozeß in Rom nichts anderes als ein politischer Prozeß ist, dessen Ausgang nicht in den Gerichtssälen entschieden wird, sondern vielmehr im Zusammenstoß der Antwort aller GenossInnen - in den Knästen und außerhalb - auf die Manöver der Repression und den Interessen der Macht.

Angesichts des juristischen Charakters und der politischen Funktion, die dieser Prozess inne hat, können wir erwarten daß - wie es in vielen anderen Fällen, auch den jüngsten (siehe den Prozess "Silocchi") passiert ist - es soweit zu Verurteilungen kommen wird, wie die RechtsanwältInnen diese auseinandernehmen können und mit lauter Stimme die Unbegründetheit des Anklagegerüstes anprangern werden. Da aber nicht alle GenossInnen zu dieser Schlußfolgerung gekommen sind, und es - so scheint es uns - seit den Verhaftungen im Spetember '96 nicht möglich war, daß wir uns alle auf einer gemeinsamen Position zusammenfinden um die entstandene Situation anzugehen (was uns sicherlich am liebsten gewesen wäre), scheint es uns unumgänglich unsere Position für eine legale Verteidigung auszudrücken, die uns im Gerichtssaal vertritt.

Unserer Meinung nach kann eine legale Verteidigung nützlich sein, um Zugang zu gerichtlichen Daten und Informationen zu erlangen, und für die Präsentation von Anträgen und Einsprüchen, die der Staat nur Spezialisierten Personen zugesteht wie es die AnwältInnen sind. Sicherlich aber nicht um unsere politischen Positionen zu unterstützen und auch nicht um zu garantieren, das sich durch ihre Unterstützung die Entscheidug der Richter zu unseren Gunsten entwickeln könnte.

Da es für uns technisch nicht möglich ist, mit einem Anwalt derartige technische Aspekte zu diskutieren und da wir an keine Person aus diesem Sektor die absolute Entscheidungsmacht über das, was für unsere Interessen am nützlichsten sein könnte, ohne mögliche Kontrolle delegieren wollen, verlangen wir das es möglich sei, mittels des technischen Verteidigungskomitees, in Vereinbahrung mit den GenossInnen und Familienangehörigen und mit Hilfe der Verbundenen AnwältInnen zu garantieren, daß eventuelle Gesuche und Berufungen gestellt werden, die als nützlich für die Situation aller Angeklagten eingeschätzt werden.

Folglich keine "individualisierte" Behandlung und kein Versuch von Seiten eines Anwaltes, dem Gericht eine Interpretation userer Wege, Methoden und Denkensarten aufzutischen.

Wir denken das die Abhaltung des Prozesses nichts anderes darstellen kann, als ein Moment der Mobilisierung unter vielen, der Mobilisierung gegen den repressiven Angriff dem wir ausgesetzt sind, ein Moment des Kampfes der außerhalb der Gerichte propagiert werden muß, mit solidaritätsinitiativen für die gefangenen GenossInnen und der radikalen Kritik an den Konstrukten des demokratischen Regimes.

Und eben in diesem Zusammenhang, in den Orten und den Zeiten der Kämpfe, wird unser Los wirklich entschieden. An alle GenossInnen unsere stärksten Umarmungen der Revolte.

Roberta Nano Guido Mantelli

PS: wir wünschen uns, daß diese Überlegungen so weit wie möglich unter allen beteiligten Personen verbreitet werden, auf die eine oder andere Art, im Zuge der Mobilisierung gegen das Konstrukt Marini.

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